Depressionen und Panik 

Ein Interview mit Stanley Keleman durch Terrence MacClure

 
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Die somatisch - emotionale Verbindung
Einfache Übungen, die dabei helfen sich selbst zu „managen" und häufig gestellte Fragen

Panik und Depression sind Begriffe, die heutzutage immer mehr benutzt werden: „ Ich bin deprimiert gewesen", „Ich bin letzthin in Panik aufgewacht", „Ich hatte schon wieder eine Panikattacke". Ein Dichter hat vor kurzem über dieses Phänomen bemerkt, man habe den Eindruck, daß sich in der psychischen Landschaft eine Katastrophe ereignet hat.

Da gibt es folgende Beobachtung. „ Ich habe gehört, daß in alten Zeiten menschliche Wesen bis zu einem Alter von hundert Jahren lebten. In unserer Zeit sind wir mit fünfzig bereits erschöpft. Ist dies so, weil die Umstände sich verändert haben, oder ist es ein Fehler des Menschen ?" 

Nachdem ich Material über Depression und Panik gesichtet, verschiedene Psychiater und Psycho - Pharmakologen interviewt hatte, stieß ich auf die Arbeit von Stanley Keleman. Er ist ein formativer Psychologe, der über dreißig Jahre eine spezifische und ästhetische Sprache des Körpers entwickelt hat. Daher der Name dieser Sprache „Somatische Psychologie". 

Seine somatische Psychologie leiht sehr wenig von anderen aus. Man kann sie z.B. nicht mit Freud oder Jung vergleichen. Aber einige Finger dieser Pioniere deuten auf Kelemans Werk: von Freud, „Anatomie ist Schicksal", und von Jung.

Keleman versteht Anatomie als Verhalten und Verhalten als Anatomie. Er benutzt die Wörter „organisieren" und „desorganisieren" wenn er Klienten in ihre Situation hinein- und herausführt. Er könnte z.B. fragen:" In welcher Schicht erfährst Du das ?", und bezieht sich dabei auf Haut/Nervensystem, muskuläres System oder weiche Organe. Und wo Freud und Jung schließlich über etwas übereingekommen wären, verweist Keleman auf die somatische Imagination: Bilder und Träume, die Prozesse im ständig sich formenden leibhaften Schicksal spiegeln.

Es stellt sich heraus, daß somatische Psychologie eine Menge über Depression und Panik zu sagen hat. Aus einem Interview in Yoga Journal zitierend, sagt Keleman, „ein Hauptelement in meiner Arbeit bleibt es, Mittel und Wege zu entwickeln, um Menschen zu helfen, mit der beständigen Hilflosigkeit in Bezug auf die menschlichen Bedingungen umzugehen." Furcht entsteht aus einem Zustand, hilflos zu sein angesichts von Hilflosigkeit. Wenn wir einmal den Gedanken aufgegriffen haben, daß Leben Form organisiert, können wir wählen, ob wir uns mit der Form oder dem Formenden identifizieren." Im folgenden Interview konzentriert sich Keleman auf die Formen von Depression und Panik. 



Interview

Ich bin sehr daran interessiert, wie Deine „somatisch-emotionalen" Übungen sich auswirken, um dem depressiven und dem von Panik erfassten Charakter zu helfen. Aber erst einmal, wie würdest Du, als ein somatischer Erzieher, Depression definieren?

Depression ist eine Identität. Es ist eine Art und Weise, in der Welt zu sein. Wir sprechen über Depression als eine Weise mit sich umzugehen, die auf ein Verhaltensmuster hinausläuft, mit dem Du auf die eine oder andere Art und Weise lebst oder mit dem Du ringst, um damit zu leben. Depression wird zu einem Lebensstil.

 Dies ist ein Lebensstil und nicht eine kurzfristige Reaktion?

Wir müssen unterscheiden zwischen dem depressiven Charakter und der Person, die an einer situationsgebundenenForm von Depression leidet: eine Person zum Beispiel, die einen schweren Verlust erlitten und sich zurückgezogen hat, hat sich nicht notwendigerweise vom Leben selbst zurückgezogen. Eine Person, die sich wegen eines Verlustes zurückgezogen hat, ist nicht wirklich in einem depressiven Zustand, obwohl wir diesen Zustand depressiv nennen. Sie ist an einem Ort des Pausierens, während sie mit ihren Verlusten umgeht und versucht, die Wunde zu heilen, die aus einer gerissenen Form von Beziehung entstanden ist.

Dies müssen wir unterscheiden von derjenigen Person, die eine depressive Organisation als eine Identität und als eine Art und Weise,  in der Welt zu sein, gebraucht: sich beklagend und verneinend, ohne Verheißung einer Zukunft, sich selbst freiwillig kleiner oder geschrumpft haltend, - verstanden als eine Organisation der Persönlichkeit. Dies ist nicht lediglich das Formen einer Reaktion.

Die Anfangszeilen von „Annie Hall" zeigen dieses Sich-Beklagen und Verneinen als eine Weise, in der Welt zu sein. Sie lauten: Zwei alte Damen sind zur Sommerfrische in den Catskills. Eine sagt: „Dieses Essen ist fürchterlich.“ und die andere sagt: „Ja, und in so kleinen Portionen.“  Dann sagt der Erzähler: „Das ist mein Grundgefühl dem Leben gegenüber."

Dies ist die Haltung von Leuten, die der Philosophie anhängen und sagen: „Ich bin ein Skeptiker", oder „Ich bin ein Zyniker", und die damit in Wirklichkeit eine depressive Haltung dem Leben gegenüber verbergen. Es ist ein Sich-Zurückhaltenund Kleinere-Portionen-Nehmen.

Wie gebrauchen sich depressive Charaktere, dass es zu all dem kommt,  und warum tun sie das?

Warum sie das tun kannst Du begreifen, wenn Du folgendes verstehst: Depression ist auch die Psychologie dessen, in einem Zustand verlangsamter oder eingefrorener Erregung zu sein, Panik hingegen ist die Psychologie davon, von Erregung überwältigt zu sein. Sie stehen in Beziehung zueinander. Es handelt sich um ein Kontinuum. Am einen Ende befindet sich extreme Depression mit eingefrorener Erregung, am anderen Ende ist extremes Überwältigtsein durch Erregung - Panik - und dazwischen liegen alle die verschiedenen Stufen und Grade.

Alle diese Zwischenstufen sowie die Extreme sind Körperhaltungen. Jede einzelne Haltung bestimmt Deine Erfahrung von Depression und Panik. Eine Person beginnt mit sich umzugehen, indem sie sich ein wenig festhält, wartet, etwas mehr hält, sich versteift, sich zusammendrückt, sich komprimiert, sich dann kompakt macht - bis sie davor geschützt ist, überwältigt zu werden oder zu „paniken". Jede Art von Einfrieren schafft die Voraussetzungen für Depression, das Kontinuum geht nun in die andere Richtung. Du kannst sagen, dass eine Person, die erschreckt worden ist und sich als Antwort auf überwältigende Erregung einfriert, sich bereits im äußeren Extrem von Deprimiertheit befindet. Ihre Erregung ist jetzt unter dem Nullpunkt. Und das ist die Art, wie sie mit sich umgeht: es ist das Muster von Kompression und Kompakt-Machen. 

Also ist dieser Gebrauch von sich selbst nützlich. Er kann eine Antwort auf einen Zustand von überwältigender Erregung und Panik sein. Was ist Panik in somatischer Erziehung?

Die erste Antwort auf irgendeinen Stress oder eine Herausforderung ist immer Erregung, erregt sein. Erregt zu sein bedeutet: mehr Aufregung, mehr Aktivität. Wenn die Erregung kein Gefäß vorfindet, in dem und durch das sie gehalten werden kann, wenn die Erregung eine solche Intensität entwickelt, dass die eigenen Grenzen nicht imstande sind, eine Qualität zu organisieren, die für sich selbst verfügbar ist, werden wir überwältigt, und wir bewegen uns in Richtung auf entgrenzendeVerflüssigung ,- das heißt Panik. Panik ist die Situation, in der nicht genügend Form da ist und zu viel Erregung.

Wenn zu viel Erregung vorhanden ist, ist keine Form da. Depression ist ein Versuch, die ungeformte Erregung abzuwürgen. Künstler sind ein gutes Beispiel hierfür. Kurt Cobain kommt mir in den Sinn. Er bewegte sich in Richtung Isolation und Winterschlaf, wegen ständiger Übererregung. Daraufhin wurde er alleine gelassen.

Wenn du damit beginnst, einige der somatischen Aspekte von Depression abzubauen, besteht die Gefahr, dass sie nun ungeformt werden und Panik hervorrufen.

Depression hat eine Funktion, und du musst verstehen, worin diese Funktion besteht. Panik und Angst haben in einem gewissen Maße ebenfalls eine Funktion. Dieses erscheint mir wie ein Dilemma. Auf der einen Seite sind Panik und Furcht, auf der anderen Depression und Agonie, weder das eine noch das andere ist wünschenswert, aber beide sind erforderlich, um sich gegenseitig zu regulieren. Und dann, um der Verletzung auch noch eine Beleidigung folgen zu lassen: es ist Deine Identität.

Es ist ein Dilemma. Es ist eins der zentralen Dilemmas im Umgang mit Depressiven. Sie sind gefangen in dem Konflikt zwischen einerseits ihrer Furcht vor Verflüssigung: nämlich sich aufzulösen, die eigenen Grenzen zu verlieren, übererregt zu sein, auszulaufen und andererseits ihrer Furcht zu vereisen und sich in einen unveränderbaren, verzweifelten Klumpen zu komprimieren. So finden sie sich eingesperrt an einem Ort, an dem sie Angst davor haben zu reagieren, eine Resonanz zu geben, und sie halten an diesem Zustand fest.

Eins der Ziele von somatischer Erziehung ist es, einer Person zu helfen sich zu formen. Es geht jedoch auch darum, einer Person zu helfen, ihre grundlegenden Erfahrungen auf neue Weise zu machen und sich neu zu gebrauchen, im Hinblick darauf, wie sie ihre Erregung unterstützt, und wie sie über ein Problem denkt, und wie sie eine Handlung mit diesem Lebensstil plant. Du gebrauchst all diese Funktionen und änderst dich nicht nur, oder versuchst an eine Erinnerung oder eine Verletzung heranzukommen, oder ein Muster von Verletzung und Beleidigung neu entstehen zu lassen.

Du hebst nicht nur den Schleier der Depression.

Wenn Du nur den Schleier der Depression hebst, indem Du welche Methode auch immer gebrauchst, steht nirgendwo geschrieben, dass es eine Möglichkeit, ein WIE gibt, um hier zu sein, nachdem Du den Kreislauf aufgelöst hast. Unsere Annahme ist, dass wenn wir die Unterdrückung abbauen und es fertig bringen, die Person zu stimulieren und ihre gedrückte Stimmung zu heben oder sie dahin bringen, über Gefühle und Begegnungen zu sprechen, die sie deprimieren, dass dort eine fertige Form ist, die hervorspringt wie „Jack in the box" und sagt „ Hier bin ich, nicht länger deprimiert, fähig zu funktionieren und draußen."

Dies ist gelinde gesagt, eine Illusion. Indem wir uns komprimieren, kompakt machen oder deprimieren, hindern wir uns an unserer eigenen Verkörperung, und damit verhindern wir es, einen Weg zu finden, wie wir uns in sozialen und persönlichen Situationen einsetzen können. Dies bedeutet, dass eine Art von Atrophie durch Nichtgebrauch oder Missbrauch darunter liegt. Etwas ist nicht geübt worden.

Dieses erinnert mich ein wenig an "Awakenings"  (Zeit des Erwachens) von Oliver Sacks. Etwas wurde aufgelöst, doch diese Leute bleiben zurück mit ihren alten Erinnerungen und mit ihrer Atrophie, und dann gehen sie direkt dorthin zurück, wo sie hergekommen sind.

Die Situation, in die Oliver Sacks in dieser Langzeit-Enzephalitis hineingeraten ist, in der Leute sich in einem Koma befinden und eingefroren sind, bedeutet ein kurzzeitiges Erwachen und ein Rückzug in einen noch schlimmeren Kollaps.

Ich möchte etwas aus dem Wege räumen, da es überall in der Luft liegt. Du hast Klienten, die zu einer oder anderen Zeit Prozac genommen haben, und ich möchte es hier ansprechen, da ich denke, dass das, was Du darüber sagst, sich auf einen wesentlichen Bestandteil Deiner Arbeit bezieht.

Ich habe einige Leute, die Prozacnehmen. Ich würde Dir nicht 10 Cents für einige ihrer Sitzungen geben. Sie reden über ihre Stimmungsschwankungen, dann schaust Du Dir den Inhalt und die Anwendung ihrer Einsichten an. Es ist so als ob sie in einen interessanten Film gegangen wären. Die Dringlichkeit, sich neu verkörpern, ist verschwunden, so dass, - da die Dringlichkeit weg ist, - das, was Du bekommst, Einsicht ist oder darüber in der Lage sein zu kommunizieren. Sie sind damit glücklich. Nichts muss neu organisiert werden. Sie fühlen sich besser. Sie sagen, dass da eine Veränderung in ihrer Stimmung ist. „Mir geht´snicht gut, aber das Medikament macht es erträglich". Und dies ist der Schlüsselsatz: Die Dinge weiterhin tun, die sie gut gemacht haben, aber nicht sich zu reorganisieren und neu zu lernen. Ich verneine nicht, dass es Zeiten gibt, in denen man das braucht. Ich verneine nur die Auswirkung, die das haben wird.

Es ist richtig, dass es Krankheiten gibt, die biochemisch verursacht sind. Es sind Krankheiten, die auf Dopaminund Serotonin basieren. Was Leute außer Acht lassen ist, dass in einer üblichen Antwort auf eine Situation, wie z.B. dich kontrollieren müssen, wenn jemand dich anschreit, dass du dann zu schrumpfen und dich zurückzuhalten beginnst. Der Körper sendet dem Gehirn zwei Signale: „Mach Dich kompakt", das stoppt das Dopamin oder Serotonin, und „Schick etwas Epinephron“, um aufgeladen und erregt zu werden. Damit beginnt diese muskuläre Haltung, sich noch weiter zu versteifen, um zu verhindern, dass du von deinem eigenen Epinephronüberwältigt wirst. Diese Haltung erschöpft schließlich die Chemikalie, die uns wachsam und erregt hält, und Du wirst erschöpft und deprimiert. Die chemische Störung wird also nicht nur im Inneren durch ein Durcheinander in der Physiologie des Gehirns verursacht, sondern sie ist auch ein Signal der muskulären Haltung als Antwort auf eine Situation.

Eine Deiner therapeutischen Vorgehensweisen interessiert mich. Du nennst sie die „Fünf Schritte", oder die „Wie Übung", oder die „Verkörperungsübung" oder eine "Somatisch-Emotionale Übung" oder schlicht und einfach eine „Übung". In welcher Beziehung steht diese Übung oder dieses Prinzip zu Depression und Panik ?

Der Zweck dieser Übungen ist es, in der Lage zu sein, Einfluss auf das eigene Verhalten zu nehmen. In diesem besonderen Fall sprechen wir von depressivem und panischem Verhalten. Dein Gehirn beeinflusst deinen Körper und dein Verhalten, indem es seine Haltungen verändert. Haltungen sind eine emotionale und physische Form. Dies ist zum Teil die Neurophysiologie emotionalen Verhaltens. Die Übungen setzen diesen Dialog zwischen Gehirn und muskulären Haltungen fort mit der Betonung darauf, Depression und Panik zu beeinflussen, zu „managen".

Ich will eine Beziehung zwischen einer deprimierten Form und den „Fünf Schritten" herstellen. In dieser Person bewegt sich alles nach innen, komprimiert sich und macht sich kompakt. Sie quetscht sich zusammen und versteift sich, vielleicht als Schutz davor, überwältigt zu werden. Sie ist in einer Überformung durch Verdichtung. Der erste Schritt ist es zu identifizieren, was geschieht, und was du machst. Ich habe ihn Dir gerade gezeigt. Der zweite Schritt ist, das zu verstärken, was du tust. Komprimiere dich ein kleines bißchenmehr. Du hast nun willentlich einen zusätzlichen Teil des größeren Musters geschaffen, absichtlich.

Der dritte Schritt besteht darin, das, was du gerade getan hast, etwas weniger zu tun, dann noch weniger und noch weniger. Im vierten Schritt dann wartest du schlicht und einfach. Inkubieren. Und im fünften Schritt findest du heraus, was du gelernt hast und inwieweit dies eine Auswirkung auf dein tägliches Leben haben könnte.

Das kleine Fenster, das du geschaffen hast, indem du das gleiche depressive Muster genommen, es verstärkt und dann wieder abgebaut hast, ergibt eine Rückkoppelung im Gehirn. Und es sagt dem Gehirn: " Ich habe dies so stark gemacht, und ich habe das abgebaut, was ich gemacht habe. Ich habe mich gemanagt." Dieses beginnt schließlich einen Einfluss auf das umfassendere Muster im Gehirn zu haben. Das Ziel ist nicht, sich besser zu fühlen. Sich selbst zu managen ist es, insbesondere im Hinblick auf die Extreme.

Was erwartest Du üblicherweise, wenn Du mit jemandem in dieser Art und Weise arbeitest?

Wenn du jemanden aufforderst etwas abzubauen, indem er es stärker macht und dann weniger, findest Du heraus, wie eine Person ihre depressive Weise, in der Welt zu sein, reorganisieren kann. Und das Problem, das auftauchen wird, ist, - wie ich es wieder und wieder betone, - dass ihr ungeformter Anteil keine Gestalt, keine Form hat. Es sind keine Wege zum Handeln vorhanden, auch das muss dann geformt werden. Sie haben keine Struktur, um anders in Beziehung zu treten, und dieses Muster von Hilflosigkeit setzt die Depression fort.

Wenn Du jemandem hilfst, sich zu formen, was genau meinst Du damit?

Die angemessene Verhaltensform zu finden angesichts der Situation, der jemand gegenübersteht. Eine angemessene Verhaltensform, um ein Gefäß für die Erregung und Vitalität zu bilden, die sein Leben hervorbringen kann. Das heißt, über die neuromuskuläreemotionale Koordination zu verfügen, um einen neuen Ausdruck und eine neue Gebärde zu organisieren.

Worin besteht genau die Gefahr, wenn man die depressive Identität von jemandem abbaut?

Wenn du damit beginnst, mit jemandem daran zu arbeiten, mit seiner depressiven Organisation umzugehen, besteht die besondere Gefahr darin, dass, - wenn etwas von der Verdichtung und Kompaktheit abgebaut wird, - damit gleichzeitig eine Bedrohung für die Person hervorgerufen werden kann, und zwar durch zuviel Stimulierung und Erregung. Sie wird auf die Angst, hinweg geschwemmt zu werden, antworten, indem sie ihre Verdichtung verstärkt. Daher wird es für dich als Therapeut unumgänglich zu verstehen, dass du nicht die Zustimmung des Patienten brauchst, indem er Dir erzählt, er fühle sich besser, damit du dich gerechtfertigt fühlst fort zu fahren mit dem, was du tust. Hingegen ist es erforderlich, die Not des Patienten anzunehmen oder das sich Beklagen und zwar im Zusammenhang damit, dass es der Funktion dient, dass er sich ausdrückt und den Level von Erregung aufrecht erhält, der ihn nicht hinwegschwemmen wird.

Damit wird die Wichtigkeit der Übung „Mach es stärker, mach es weniger“, deutlich. Der Gedanke, der hinter dem " Mach es weniger"  steht, ist, dass der elektrische Widerstand gerade genug gedreht wird, dass das ausgestrahlte Licht das angemessene Licht ist und nicht aus einem großen Sprung besteht. Jedesmal, wenn du einen großen Sprung machst, läufst du Gefahr, dass eine depressive Antwort erfolgt. Du musst damit übereinstimmen, dass weniger mehr ist und dass Kompakt-Machen ein Persönlichkeitszug ist, eine Art, das In-der-Welt-Seinzu organisieren. Wie man damit zurechtkommt, dies zu formen, anstatt sich von der Art, wie man sein bisheriges Leben organisiert hat, befreit zu fühlen, hat damit zu tun, wie man seine grundlegenden Prozesse managt.

Wenn man die somatische Übung benutzt, wie managt man Panik, wenn da keine Form ist, mit der man beginnen könnte? Ich meine, es ist doch ungeformte Erregung, nicht wahr? Also erregst du dich dann mehr und dann weniger, usw.?

Du würdest dich strategisch versteifen, um dir eine emotionale Form zu geben. Du würdest dir absichtlich eine festere, handhabbare Körperform geben, die sich nicht kompakt macht. Das würde der Panik eine kleine Spitze nehmen. Du wählst eine Form, die die Panik etwas verringert, so dass du dich nicht verflüssigst und dich nicht in alle Richtungen ergießt.

Kann dich zu viel Versteifung betäuben?

Zu viel kann betäubend sein, innerhalb dessen keine Erregung stattfinden kann. Daher lernst du die Nuancen dieser Formen innerhalb deiner Situation. Es ist auch hilfreich zu wissen, dass es manchmal nötig ist zu „paniken". Es ist da. Und aus gutem Grund.

Ich finde es interessant, dass viele Leute berichten, wenn sie damit beginnen, Antidepressiva zu nehmen, sie sich aufgeregt, nervös, gepanikt und manchmal fragmentiertfühlen. Die Depression mag weg sein, aber nun sind sie in Panik. Ich würde sagen, dass sie sich nun auf der ungeformten Seite des Kontinuums befinden. Sie haben weniger Festigkeit und Körper. Dann wird diesen Leuten in ihrer Panik ein Tranquilizer gegeben, um mit diesem Terror umgehen zu können. Dieser Tranquilizer gibt ihnen mehr Körper auf ihrem Kontinuum, sie sind weniger fragmentiert. Es ist einfach interessant, dass das biochemische Management oder Jonglieren das gleiche Kontinuum hat. Das, was hauptsächlich fehlt, ist jedoch die Entwicklung des Willens dieser Person, das nämlich, was Deine Erziehung anzubieten scheint.

Unter der Wirkung eines Antidepressivums verändert sich die innere Umgebung. Das Fahrzeug wird mit einem anderen Öl gefahren. Es hat eine andere Oktanzahl von Benzin. Es ist aber nicht gesagt, dass die Struktur hierfür geschaffen ist. Die Struktur selbst hat sich nicht geändert. Das Fahrzeug hat sich nicht geändert. Diese Person wird großartige Einsichten haben, wird sich vermutlich gut mitteilen können, weiß aber nicht, wie sie verändertes Verhalten auf eine Weise organisieren soll, die genügend tief geht.

Ich muss an dieser Stelle vorsichtig sein, mein allgemeiner Eindruck ist jedoch, dass die meisten Psychopharmakologen nicht genau wissen, wie ihre Medikamente wirken. Das ist o.k.. Sie scheinen eine allgemeine Idee davon zu haben. Sie wissen, dass es im Gehirn landet. Und das Gehirn ist das Organ, mit dem sie versuchen herum zu spielen. In welcher Verbindung stehen deine Fünf Schritte mit dem Gehirn eines Depressiven, und welche Wirkung haben sie?

Wir sprechen darüber, wie das Gehirn re- formiert und umgebaut werden kann. Eine der zentralen Voraussetzungen ist es, den Teil des Gehirns in Bewegung zu bringen, der Überwinterung und Hemmung betont. Es ist fast so als ob das Ende des Rezeptors und das Ende des Motors herausgequetscht wären und die Synapseoder Mittelteil kompakt gemacht und überaktiv wäre. In diesem Sinne ist die erste Zutat, den Verkehrsfluss in dem aufsteigenden retikulären System wieder aufzuerwecken. Wir schauen auf den zentralen Hirnstamm-Mittelhirn-Mechanismus, dessen Kompaktheit wir abbauen wollen, um eine Beziehung zur Großhirnrinde aufzubauen

Sagen wir, jemand wird mit seiner somatischen Form während der Zeiten von Depression und Panik vertraut. Was ist der Nutzen? Was für einen Vorteil haben sie daraus?

Schließlich lernen sie, wie sie es während einer Depression fertig bringen, nicht so kompakt und überformt zu sein .Die Übung, wie man die Kompaktheit beeinflusst, hilft. Das heißt, dass sie eher in der Lage sind, eine Resonanz zu geben. Während Zeiten von Panik lernen sie schließlich, sich eine angemessene Form zu geben, z.B. ein Gefäß zu formen oder einen Ausdruckskanal, der mit der Erregung handeln kann. Und vielleicht ist es lediglich staubsaugen oder laufen.

Das erinnert mich an Woody Allen, wenn er sagt: "Ich habe schlechte Reflexe. Ich bin einmal von einem Wagen überfahren worden,  als ich von zwei Jungen gestoßen worden bin." Vermutlich ein schlechteres Fall- Szenario von unangemessener Form für die Situation.

Richtig !

Die fünf Schritte sind offensichtlich kein süßes,  vergessen machendes Gegenmittel. Es scheint auch kein schnelles Marschtempo zu sein. Nichtsdestoweniger, ich weiß, dass Depressive, Paniker und alle entlang des Kontinuums sich lieber früher als später besser fühlen und der Sache die Spitze nehmen wollen. Und ich kann sogar ein Sprichwort hören: „Sofortige Befriedigung dauert zu lange." Was sagst Du zu dieser Haltung und Dringlichkeit?

Die Übung der fünf Schritte wird nicht „etwas los". Sie entwickelt die Fähigkeit,  „mit etwas zu leben" und sich zu reorganisieren. Sie entwickelt deine willensmäßige Einflussnahme. Sie gibt dir die angemessene Form für deine Situation. Und das ist eine völlig andere Geschichte.



Gekürztes Tagebuch eines Klienten, der an Depression leidet, und der die Übungen praktiziert: 

Die somatisch-emotionale Übung, die mir am meisten geholfen hat, kenne ich als Übung, in der ich Druck ausübe. Dies erweitert und vermindert dann, was in mir während Panik oder Depression geschieht. Ich begann vor drei Jahren damit, die Übung jeden Morgen zu machen, aber jetzt mache ich sie zwischendurch, wann auch immer und wo auch immer. Als ich anfing, machte ich deutliche Bewegungen, aber jetzt sind die Druckbewegungen winzig klein. Niemand würde erkennen, dass ich sie tue, auch wenn er mich direkt anschaut. Aber innen scheinen die Bewegungen recht intensiv und groß zu sein.

In einer meiner Formen von Depression werde ich steif, eingefroren, meine Konzentration ist fragmentiert.  Ich laufe hin und her, hebe das Telefon ab und schiebe Papiere hin und her. Meine Panik antwortet auf eine drohende Depression, und manchmal ist es anders herum. Häufig weiß ich nicht, ob ich deprimiert oder ängstlich bin. Es ist eine schreckliche Erfahrung. Ich habe herausgefunden, dass ich mich automatisch versteife und deprimiere, um mit meiner fragmentierten Depression umzugehen. Es ist möglich, dass ich erst einige Tage später merke, dass ich es tue und mich wundere, was zum Teufel vor sich geht.

Als ich anfing entdeckte ich, dass, wenn ich die Depression abbaute, eine größere Menge von Angst durchkam. Daher habe ich das nicht so intensiv getan. Ich scheine in der Lage zu sein, mit einer höheren Angstschwelle zu leben. Das Ausmaß an Angst, das mich üblicherweise die Wand hochgehen ließ, stört mich nicht mehr so sehr.

Hier sind die Schritte, die ich während meiner eigenen Maßnahmen zu Depression mache:

Schritt eins: Ich finde heraus, was vor sich geht. Üblicherweise bin ich außen steif. Ich bin rigide. Ein milder Schrecken.

Schritt zwei: Ich mache mich selbst ein kleines bißchen rigider. Ich frage mich auch, warum ich mich wohl rigide mache. Vielleicht gibt es einen guten Grund. Vielleicht macht mir etwas Angst, mit dem ich im Augenblick nicht umgehen kann.

Schritt drei: Ich baue die Rigidität, die ich hinzugefügt habe, ab, nur ein kleines bißchen. Dann noch ein kleines bißchen. Üblicherweise mache ich verschiedene ganz kleine Ebenen von „rigide". Durch das, was ich mache, bilde ich kleine Einheiten, und das gibt mir dabei ein Gespür dafür, dass ich alles, was ich hinzugefügt habe, auch managen kann.

Schritt vier. Warten. Ich inkubiere. Da sind in der Regel einige Pulsationen. Ich frage mich, ob ich zusätzlich zu dem, was ich willentlich getan habe, etwas abgebaut habe. Habe ich noch mehr Angst? Bin ich noch depressiver? Und wenn es so ist, na und? Und wenn es nicht so ist, was hat sich geändert? War es eine alte Gewohnheit?

Schritt fünf: Was ist anders ? Manchmal mag ich mein entsetztes Panik-Gesicht nicht zeigen. Auch möchte ich niemandem ein viel sagendes, niedergeschlagenes Gesicht zeigen. Aber nachdem ich durch die Schritte gegangen bin, - manchmal nur an meinem Tisch sitzend, - ist es weniger wahrscheinlich, dass ich das verstecke, was vor sich geht. Ich verbrauche weniger Energie darauf, alles maskieren zu wollen. Genau so ist es. Und ich kann damit öffentlich leben.

Die Hauptkonstellation, in die ich immer hineinlaufe, ist: „Wer ist zuerst da?" Mit anderen Worten, ich kann deprimiert erscheinen, aber das maskiert eine Menge Angst. Oder ich kann durchgedreht sein, und vielleicht fühlt sich das an, als ob ein Sturm aufziehen würde. Ich erlebe immer, dass, wenn ich eines auflöse, ich mit dem anderen verbleibe, - so habe ich gelernt, beides zu managen. Erstaunlich ist, dass ich ganz schön viel darüber weiß, wie Depression und Panik in meinem Körper organisiert sind. Das hat aber eine Weile gedauert. Am Anfang habe ich verschiedene Runden in Bezug auf die Schritte getan, um die Wirkung kennen zu lernen.

 

Häufig gestellte Fragen zur Praxis der somatisch - emotionalen Übung

Kann ich erwarten, mich besser zu fühlen, wenn ich die Übungen mache?

Wenn Du Deine emotionale Form veränderst, veränderst Du Deine Stimmung. Du kannst erwarten, dass Du emotionalen Möglichkeiten die Tür öffnest und einen Spielraum gewinnst. Uns geht es nicht darum, uns besser zu fühlen, sondern diesen Spielraum emotionalen Ausdrucks zu beeinflussen.

Was meinst Du mit „managen"?

Das Ziel der Übungen ist es, die zusätzlich hinzugefügten Veränderungen von Form zu Form zu managen, was verschiedene Stufen von Depression und Panik hervorruft. Wenn Du herausgefunden hast, dass „Dich-Zusammendrücken" ein besonderes Verhalten ist, das zu Deiner Depression beiträgt, - indem Du Dich stärker zusammendrückst und dann weniger, - wirst Du Dir ein Empfinden dafür geben, dass Du ein kleines „Fenster" managen kannst, das Du absichtlich kreiert hast.

Und warum sollte das hilfreich sein?

Das kleine Fenster, das du kreiert hast - vom selben depressiven Muster ausgehend und es etwas mehr aufbauend, es intensivierend und es dann abbauend - wirkt auf das Gehirn zurück. Und es sagt dem Gehirn: " Ich habe dieses verstärkt, und ich habe abgebaut, was ich aufgebaut habe. Ich habe mich selbst „gemanagt". Dieses beginnt schließlich, eine Wirkung auf das umfassendere depressive Muster zu haben. Erinnere Dich daran, sich besser zu fühlen ist nicht das Ziel - Selbstmanagmentist es.

Was geschieht, wenn ich mich schlechter fühle?

Es ist möglich, dass Du die Übungen zu intensiv betrieben hast. Es ist möglich, dass Du Dich zum Beispiel mit zu viel Kraft kontrahiert hast. Dies ist ein Zeichen, dass Du es weniger tun sollst. Ein anderer Grund, dass Du Dich möglicherweise zeitweise schlechter fühlst, könnte darin liegen, dass Du die Betäubung des muskulären Anteils Deiner depressiven Haltung abbaust. Sie zu erfahren, erhöht Dein Bewusstsein für die depressive Haltung. Dieses ist der Teil der Neuorientierung: zu erfahren, wie Du Dich in der Tat zusammendrückst. Wenn Du diesen Druck abbaust, wird nach einer gewissen Zeit das Gefühl von zu viel Verkrampfung und Kontraktion des Musters gelindert werden.

Wie oft sollte ich die Übungen tun?

Über den Daumen gepeilt, sollten sie in sehr kurzen Einheiten geübt werden, einige Minuten auf einmal. Dann viele Minuten über einen längeren Zeitraum verteilt - 8 bis 9 malam Tag für 2 bis 3 Minuten. Auf diese Art und Weise wird ein Muster ins Leben gerufen innerhalb dessen es sich wohl anfühlt, und das schließlich so etwas wie automatisch wird, in dem Du schlicht und einfach „funktionierst", indem Du den Druck, den Du auf Dich ausübst, abbaust und ein Gefäß für Dich selbst zur Verfügung stellst, in dem Du Dich selbst halten kannst.

Gibt es eine ideale Form?

Viele Leute versuchen zu sagen, dass es eine ideale Form gibt. Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass es keine ideale Form gibt. Was es gibt, ist das Wissen, wie du dich gebrauchst, mit dir umgehst und die Kenntnis der Form, die dir ein Gefühl von Erleichterung und Unterstützung gibt.

Wieso ist Selbstmanagement hilfreich?

Selbstmanagement - in der Lage zu sein, sich selbst zu beeinflussen - ist wichtig, weil es ein Gefühl von eigenem Wirkungsvermögen wiederherstellt. Es gibt dem Menschen eine erkennbare und erwiesene Fähigkeit, sich selbst zu beeinflussen. Und dies vermindert das Gefühl, ein Opfer von sich selbst zu sein. Ein Teil der Panik und der Depression besteht darin, dass man unfähig ist, sich selbst zu beeinflussen. In der Lage zu sein, eine Wirkung auf dich auszuüben, indem du etwas verstärkst und es dann weniger machst - dieses stellt das Gefühl dafür wieder her, dass du in der Lage bist, dich zu beeinflussen. Und dies löst einen Teil des Musters von Panik und Depression auf.

Wie wirksam sind diese Übungen?

Die Übungen zu machen, bedeutet eine Praxis. Es ist der Versuch, dein Verhalten zu beeinflussen. Es gibt viele Faktoren in einer Situation, die uns tief kränken, und es gibt keine Rechnungslegung für alle Möglichkeiten innerhalb einer Situation. Ich würde sagen, dass ich diese Übungen sehr nützlich gefunden habe, um vielen Menschen zu helfen. Ich wünsche Dir Glück.

TerrenceMacClureist Schriftsteller und Video-Produzent aus Berkeley

 

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